Sechs Therapie-Storys von Jugendlichen

Krissi hatte eine Depression, Felix litt unter Onlinesucht und Emilia kämpfte mit ihrer „miesen besten Freundin“, der Bulimie. Was sie gemeinsam haben? Eine Therapie. Und sie alle sind heute froh, dass sie sich getraut und es durchgezogen haben. Um auch anderen Mut zu machen, eine Therapie zu beginnen, hat Dr. Nina Jordis dieses Buch geschrieben – gemeinsam mit Krissi, Felix, Emilia und drei weiteren ihrer Patient*innen. Also: Lass mal Therapie gehen!

Mit Einblicken in Therapiesitzungen, Erfahrungsberichten von sechs Jugendlichen in Therapie, wichtigen Infos zu den häufigsten Diagnosen sowie einem hilfreichen FAQ-Teil.

Lass mal Therapie gehen!

Dr. Nina Jordis

Hallo, ich bin Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und nenne mich Dr. Nina Jordis. Bereits im Jugendalter war ich sehr interessiert an Therapie. Ich hatte keine Vorstellung, wie eine Behandlung für die Psyche wohl aussehen könnte. Wird man verzaubert? Liegt man tatsächlich auf einer roten Couch? Wie funktioniert Therapie überhaupt? Eine Freundin, die selbst therapeutische Erfahrungen gesammelt hat, wurde von mir ständig gelöchert. Ich wollte alles zu dem Thema wissen. So kam es wohl auch, dass ich mich für den Beruf entschieden habe.

Doch als Autorin habe ich mich niemals gesehen. Ganz im Gegenteil: Ein Buch schreiben? Ich doch nicht! Das Schreiben lag mir eigentlich nie. Meine Aufsätze in der Schule waren immer recht kurz und einfallslos. Lange Aufsätze waren für mich eine Qual. Meine ehemaligen Lehrer*innen würden sich bestimmt ganz schön wundern, dass gerade ich mich dazu entschlossen habe ein Buch zu schreiben. Und trotzdem habe ich es gewagt. Denn schließlich hatte ich eine wichtige Message, die ich unbedingt teilen wollte. Also sprang ich über meinen Schatten und begann zu schreiben.

Im Laufe meiner psychotherapeutischen Arbeit mit meinen jungen Patient*innen habe ich immer wieder gesehen, wie wirkungsvoll eine Therapie sein kann. Natürlich weiß ich das, denn der Erfolg von Verhaltenstherapie oder auch anderer psychotherapeutischer Therapieverfahren wurde in unzähligen Untersuchungen bestätigt. Und trotzdem löst eine gelungene Behandlung bei mir immer wieder hoffnungsvolle Gefühle aus. Und diese Hoffnung will ich in die Welt hinaustragen. Ich möchte euch Mut machen, Mut euch Hilfe zu holen.

Und da gibt es noch etwas, was mir sehr wichtig ist:  Vorurteile gegenüber Psychotherapie abzubauen. Bis heute ist die Meinung weit verbreitet, dass man „voll gestört“ sein oder wenigstens aus einem zerrütteten Elternhaus kommen muss, wenn man eine Therapie macht. Dass das überhaupt nicht stimmt, zeigen die Geschichten der Jugendlichen in diesem Buch. Eine psychische Erkrankung kann jede*n − wirklich jede*n! – treffen, egal ob jung oder alt, arm oder reich, mit Abi oder ohne. Allein in Deutschland sind jedes Jahr 17,8 Millionen Menschen von einer psychischen Erkrankung betroffen. Niemand, die*der sich in eine Psychotherapie begibt, ist schwach. Im Gegenteil, es erfordert viel Mut und Stärke, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.

Deshalb: Sei mutig, dich näher kennenzulernen. Sei mutig, deine Gefühle wahrzunehmen. Sei mutig, über dich zu sprechen.

Ich selbst war als junges Mädchen, aufgrund einer Essstörung und mittleren Depression, in Therapie. Ich erinnere mich noch, wie verunsichert ich war, ob ich eine Therapie bräuchte oder sich alles mit „bloßer Willenskraft“ wieder regeln würde. Ich war verunsichert, was mich in einer Therapie erwarten würde und ob meine Symptome überhaupt ernst genommen werden würden. Als ich jetzt das Buch „Lass mal Therapie gehen“ las, stellte ich mit Erstaunen fest, dass mein damaliges Erleben und Empfinden dem von Emilia, in ihrem Selbstbericht im Buch sehr ähnelte. Mir hätte es damals geholfen, so ein Buch zu lesen, um mich selbst in meiner Situation besser verstehen und akzeptieren zu können, als auch schneller den Mut zu haben mir eine Therapie zu suchen. Ich habe das Sachbuch verschlungen, wie ein Roman. Der Autorin ist es gelungen komplexe Zusammenhänge gut nachvollziehbar darzustellen und eine Portion Humor einfließen zu lassen, ohne die Ernsthaftigkeit zu verlieren.

A.M.
Erziehungswissenschaftlerin, ehemals Betroffene

Lass mal Therapie gehen! ist ein besonders wichtiges Buch. Es macht jungen Menschen Mut, sich und ihre psychische Gesundheit ernst zu nehmen und sich bei Problemen um Hilfe zu kümmern. Die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin „Dr. Nina Jordis“ gibt aufschlussreiche und spannende Einblicke in ihren Berufsalltag. Im Rahmen von sechs Therapiegeschichten bekommen interessierte junge Leser:innen (und ihre Angehörigen) verständliche Informationen über häufige Störungsbilder, wie Ängste und Depressionen, exzessives Computerspielen, Essstörungen oder psychosomatische Beschwerden und lernen dazu Hintergründe aus dem Leben einzelner Jugendlicher kennen. Altersgemäß und unterhaltsam werden der Ablauf einer Psychotherapie und mögliche Themen und Gesprächsinhalte veranschaulicht. Nebenbei werden beispielhaft alltagstaugliche Tipps zur Bewältigung psychischer Probleme aufgezeigt. Ansprechende Illustrationen und eine Übersicht häufiger Fragen runden das Buch ab (z.B. „Wie komme ich an einen*eine Therapeut*in?“, „Müssen meine Eltern wissen, dass ich eine Therapie mache?“, „Welche Therapieformen gibt es?“ oder „Muss ich bei der Therapie weinen?“). Die gerade heute so wichtige Botschaft der Autorin wird den jungen Leser:innen ansprechend und offen und gleichzeitig einfühlsam nähergebracht: Psychische Gesundheit geht uns alle an. Jede:r kann mal Probleme haben. Dann ist es wichtig, sich Hilfe zu holen, denn „es lohnt sich“!

Prof. Dr. Gunter Groen

Diplom Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut